Steigerung des Studienerfolgs durch studienbegleitende fachliche und sprachliche Nachqualifikation in MINT Bachelor-Studiengängen
Mit dem Bachelor-Plus-Studiengang Elektrotechnik und Informationstechnik (BSEI+) als Pilotprojekt im Rahmen von MINT(um) Bachelor Plus verschafft die Technische Universität München (TUM) den Studierenden des Bachelor-Studiengangs Elektrotechnik und Informationstechnik (BSEI, ca. 700 Studierende im ersten Fachsemester, hiervon 34% internationale Studierende, Stand WS17/18) bei Schwierigkeiten nach dem ersten Prüfungsblock zusätzliche Zeit für eine studienbegleitende Nachqualifikation während des zweiten Fachsemesters (im Sinne einer Entschleunigung).
In dem nicht zulassungsbeschränkten Studiengang BSEI sind die Anforderungen in den ersten beiden Fachsemestern durch Grundlagen- und Orientierungsprüfungen (GOP) definiert. Die Prüfungen ermöglichen es den Studierenden, ihre Eignung in den Anforderungen der konkreten Fachrichtung zu überprüfen. Etwa 30 Prozent der Studierenden scheitern jedoch an der GOP durch ein endgültiges Nichtbestanden, weitere 10 Prozent beenden ihr Studium freiwillig. 95 Prozent der Studierenden mit bestandener GOP schließen dann jedoch das Studium erfolgreich ab. Die durchschnittliche Studiendauer liegt dabei deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Eine signifikante Zahl Studierender verzögert die erste universitäre Leistungsfeststellung und erzeugt so einen Berg unbewältigter Aufgaben, die einem strukturiertem Studienablauf und Erfolg entgegenstehen. Bestehende Angebote zur Nachqualifikation im fachlichen bzw. sprachlichen Bereich finden im Kontext der hohen fachlichen und zeitlichen Anforderung wenig Resonanz, nur wenige Studierende suchen aktiv bei der Fachstudienberatung nach Unterstützung. Bei internationalen Studierenden erschweren unzureichende Fähigkeiten bei der Sprachrezeption und fachsprachliche Defizite den Studienerfolg zusätzlich.
BSEI+ motiviert Studierende zur Prüfungsteilnahme im ersten Fachsemester. Bei definiert knappem Misserfolg in den ersten Prüfungen und noch vor der sonst semestergleichen Durchführung der Wiederholungsprüfungen können sich Studierende aktiv für die Teilnahme an einem Nachqualifikationsprogramm BSEI+ entscheiden. Mit Learning Agreements werden individuell verbindliche Elemente einer fachlichen und sprachlichen Nachqualifikation vereinbart und der Studienplan des zweiten Fachsemesters durch Ausnahmen bei der Pflichtanmeldung zu GOP-Prüfungen entlastet. Bei positivem Nachweis des Kompetenzerwerbs in der Nachqualifikation werden Fristverlängerungen auch in weiteren Fachsemestern gewährt und Studierende anschließend wieder in den Regelstudienbetrieb eingeleitet.
Durch Learning Agreements werden die Studierenden mit Schwierigkeiten durch die Fachstudienberatung rechtzeitig erreicht und es wird bei Bedarf zusätzliche Zeit zur strukturierten Nachqualifikation geschaffen. Zudem erzeugen die Learning Agreements eine höhere Verbindlichkeit und Motivation. Die Teilnehmenden an der Nachqualifikation BSEI+ entscheiden sich aktiv für dieses Modell. Die Fachstudienberatung berät, so dass aufbauende Module in geeigneter Reihenfolge studierbar bleiben.
Die Teilnahmequote an den Modulprüfungen des ersten Fachsemesters wird wesentlich von Informationsveranstaltungen unmittelbar nach Studieneinstieg abhängen. Eine Herausforderung für die Fachstudienberatung besteht darin, für die Teilnehmenden des BSEI+ trotz fester Modulreihung im Curriculum eine sachlich inhaltlich aufeinander aufbauende Modulfolge und damit einen idealen Studienverlauf sicherzustellen.
September 2018 - August 2019
Förderung:
Das Pilotprojekt BSEI+ wird im Rahmen von MINT(um) Bachelor Plus durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Daimler Fonds und Daimler und Benz Stiftung (2018, 2019) mit 50.000€ unterstützt. Die Mittel werden überwiegend für die Nachqualifikation, Fachstudienberatung und Konzeption von BSEI+ eingesetzt. Von Fakultätsseite wird das Projekt durch den Studiendekan, den Fachstudienberater, der Schriftführerin des Bachelorprüfungsausschusses und die Leitung des Studiendekanats begleitet.
Weiterhin unterstützt die TUM das Projekt BSEI+ direkt über Beiträge aus dem TUM Sprachenzentrum, dem Hochschulreferat Studium und Lehre, dem Studierenden Service Zentrum und weiteren Partnern bei der Umsetzung.
Wesentliche Elemente aus dem Pilotprojekt BSEI+ sollen nach einer ersten erfolgreichen Evaluation auf weitere Fachbereiche und MINT-Bachelorstudiengänge der TUM übertragen werden.
