Das SSE-Studienseminar gibt einen interdisziplinären Überblick über die drei Kern-Forschungsbereiche des Instituts für Nachhaltige Technische Systeme (INATECH), die Gegenstand des Studiums sind, welche die Studierenden konkreter näher kennenlernen und in Bezug zu ihrer interessensbasierten Studiengestaltung stellen können. Das Studienseminar verfolgt vielschichtige Lernziele wie Zusammenhänge zwischen „Nachhaltigkeit und Technik“ erkennen, das spätere Berufsbild „Nachhaltigkeitsingenieur*in“ eingrenzen, persönliche Ziele in Studium und Beruf ableiten zu können sowie Berufsbilder zu reflektieren, zu analysieren und (im Plenum) zu kommunizieren.
Diese Lernziele werden durch verschiedene Lernaktivitäten gefördert, die sich im Grunde aus vier zentralen Bausteinen zusammensetzen: I) Impulsvorträge, II) transferorientierte Gruppenaufgaben, III) semester-begleitendes Lerntagebuch sowie IV) einen Abschlussworkshop.
Die chronologisch aufeinander folgenden Bausteine des SSE-Studienseminars sehen konkret wie folgt aus, wobei sich ein Themenblock jeweils über zwei Wochen erstreckt.
I) Impulsvortrag mit Diskussionsrunde
Auftakt jedes Themenblocks ist ein Impuls durch eine*n Professor*in (Nachhaltige Materialien, Energiesysteme und Resilienz), der im Dialog mit den Studierenden vertieft wird. Dabei werden nicht nur Einblicke in die Inhalte der Themenfelder gegeben, sondern auch konkrete Anwendungsbeispiele und deren gesellschaftliche Relevanz diskutiert.
II) Projektarbeit in Kleingruppen und Ergebnisvorstellung im Plenum
Daran anknüpfend vertiefen die Studierenden ihr Wissen in kooperativen Arbeitsgruppen (5-7 Studierende), welche immer neu zusammengestellt werden. Dabei setzen sie sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und Technik auseinander, stellen Bezüge zu konkreten Praxisbeispielen und Anwendungsfelder her und können ihr Interesse vertiefen. Die Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse erfolgt nach dem Prinzip des Peer-Teaching. Dabei ist es uns wichtig, dass die Studierenden zur Vorstellung und Diskussion ihrer Ergebnisse kreative Formate nutzen (wie Quiz, Poster, Interview usw.), um die Lehr-Lern-Situation abwechslungsreich zu gestalten, wie auch den Studierenden Möglichkeiten zum Entdecken der eigenen Lernzugänge und -präferenz zu ermöglichen.
III) Semesterbegleitendes Lerntagebuch
Als lernprozessbegleitende Komponente erhalten alle Studierenden zu Beginn ein persönliches Lerntagebuch, welches als didaktisches Lern- und Arbeitsmittel die Studierenden unterstützt, sich sukzessive mit persönlichen Gedanken und Lernerfahrungen wöchentlich bis zum Ende des Semesters auseinanderzusetzen. Die Reflexion des Lernprozesses, der Erfahrungen im kollaborativen Arbeiten, aber auch der persönlichen Interessen, Stärken und Haltungen, soll die Studierenden darin fördern, eine persönliche Roadmap für das Projekt „Bachelorstudium“ zu erstellen.
IV) Abschlussworkshop und Reflexion mittels persönlicher Roadmap
(Abb. 1)
Abschließendes und zentrales Element ist die Roadmap, in der die Studierenden ihren individuellen Weg durchs Studium strukturieren (siehe Abb. 1). Sie reflektieren auf Basis der Einführungsimpulse und der Erfahrungen aus den Gruppenaufgaben ihre Studienwahl, ihre beruflichen, studienbezogenen und persönlichen Ziele. Auf dieser Basis leiten sie ihre Interessen und Schwerpunkte für das Studium ab, ergänzen diese um extra-curriculare Elemente und strukturieren ihre individuellen Wege durch das Studium bis hin zu späteren Berufsfeldern. Am Ende des Semesters werden diese Roadmaps in einem Abschlussworkshop im Plenum vorgestellt sowie mit den Dozenten*innen, SSE-Mentoren*innen sowie Kommiliton*innen im Rahmen einer Roadshow (Poster-Session) diskutiert und reflektiert.
Das „SSE-Studienseminar” adressiert die Abbruchquoten in technischen Studiengängen und integriert hierzu curriculare sowie didaktisch-methodische Aspekte. Aus der Forschung ist bekannt, dass gerade das 1. Studienjahr entscheidend ist. Umso wichtiger sind die frühe Begleitung der Studierenden und der Dialog zu persönlichen Erwartungen im Studium. „SSE” steht sowohl für den Inhalt (Sustainable Systems Engineering) als auch für die Intention (Studienziele selbstreflektiert erreichen). Das SSE-Studienseminar als Anker im 1. Studienjahr gibt Studierenden die Möglichkeit, sich kontinuierlich, kreativ mit Studienzielen reflexiv auseinanderzusetzen
Das SSE-Studienseminar wurde sowohl als Präsenz- als auch als Online-Format realisiert und positiv evaluiert. Darüber hinaus ist das Veranstaltungskonzept mit variierenden Studierendenzahlen durchgeführt worden, so dass hier von einer erprobten Skalierbarkeit von bis zu 75 Studierenden gesprochen werden kann. Das Lehrveranstaltungskonzept ist zwar fach- und studiengangspezifisch entwickelt worden, mit der Verankerung im 1. Studienjahr kann das Seminar als eine Schablone übertragen und flexibel modifiziert werden. Die Kernelemente (Impulse, Gruppenarbeit, Lerntagebuch & Roadmap) sind übertragbar, es müsste lediglich ein thematisches Modul im ersten Studienjahr gefunden werden, an das die Veranstaltung angebunden werden kann.
Förderung: Die Weiterentwicklung des SSE-Studienseminars vom Anker im 1. Studienjahr hin zu einem studienbegleitenden Kompass wird vom Stifterverband / Baden-Württemberg-Stiftung mit 30.000 € gefördert (Tandem-Fellowship „Innovationen in der Hochschullehre“, 2021-2023).
Das SSE-Studienseminar ist bereits ein Pflichtmodul im B. Sc.-Studiengang „Sustainable Systems Engineering“, so dass die nachhaltige Verankerung im Studiengang gesichert ist. Langfristig wird das SSE-Studienseminar zu einem studienbegleitenden Modul weiterentwickelt, in dem sich die Studierenden zu relevanten Zeitpunkten während des Studiums erneut mit Fragestellungen, Interessen und Perspektiven ihres Studiums auseinandersetzen sowie vor dem Hintergrund ihrer späteren Berufsfelder und gesellschaftlichem Handeln reflektieren.
„Es ist ein sehr hilfreiches Orientierungsmodul, das den Studenten bei dem weiteren Studium helfen kann.“
„Die Beschäftigung mit dem Studium insgesamt und dessen Einblick in die Entwicklung zur eigenen Zukunft hat mir besonders gut gefallen.“
„Wir wurden motiviert und uns wurde veranschaulicht, was wir eigentlich studieren und wofür. Wir haben Einblick in Berufsfelder und Anwendungen bekommen, was auf uns zukommt. Ich habe mir ein Überblick verschaffen können, wie ich mein Studium gestalten kann, dass ich nicht völlig verplant irgendwann im 4. Semester stehe und nicht weiß was ich eigentlich tue.“