Internationalisierung von Hochschulen: Jetzt erst recht! Empfehlungen des WR zur Internationalisierung

Wie sollen sich Hochschulen in einer zunehmend von nationalen Interessen getriebenen und wissenschaftsfeindlichen Welt, die zunehmend das wissenschaftliche Arbeiten erschwert positionieren? Die Antwort des Wissenschaftsrates lautet: jetzt erst recht! In dem am 9.7 veröffentlichen 140 seitigen Papier finden sich Empfehlungen für Hochschulen zum weiteren konsequenten Ausbau der Internationalisierung und zur stärkeren wissenschaftliche Kooperation auf europäischer Ebene.

In dem Papier wird der große Fortschritt betont, den die Hochschulen bei der Internationalisierung erreicht haben. Deutsche Universitäten und im zunehmenden Maß auch Fachhochschulen ziehen immer mehr internationale Studierende und wissenschaftliches Personal an und verfügen damit über einen wachsenden internationalen Erfahrungsschatz und kulturelle Vielfalt.

Diesen Schatz gilt es nach Ansicht des WR zu „heben“; er empfiehlt die „Internationalization at Home“ weiter voranzutreiben:

„Die Hochschulen sollten Lerngruppen national und kulturell gemischt zusammensetzen, die Curricula internationalisieren und ausreichend Kurse zur Vermittlung von Fremdsprachen und interkulturellen Kompetenzen anbieten. Sie sollten die internationalen Erfahrungen und (Sprach-)Kenntnisse ihres Personals gezielt einsetzen und weiterentwickeln […]“

Weiterhin wird die Entwicklung einer institutionellen Sprachenpolitik empfohlen:

„Hochschulen, die sich für die Ausprägung eines internationalen Profils entscheiden,
sollten als Teil der Internationalisierungsstrategie ein Sprachenkonzept
erarbeiten, das zwischen Unterrichts-, Prüfungs-, Fach- und Verkehrssprache
unterscheidet, disziplinäre Besonderheiten berücksichtigt und die
Bereiche Lehre, Forschung und (Selbst-)Verwaltung der Hochschule einbezieht.
Mehrsprachigkeit ist nicht gleichzusetzen mit einer möglichst weitgehenden
Umstellung des Studienangebots auf die englische Sprache, die Sprachenwahl
kann fachlich differenziert erfolgen. Die Beschäftigten der Verwaltung
sollten über Englischkenntnisse verfügen.“

Die soziale und fachliche Betreuung internationaler Studierender gilt es weiter auszubauen und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für diese Gruppe zu schaffen, um den im Vergleich zu einheimischen Studierenden unterdurchschnittlichen Studienerfolg dieser Gruppe zu steigern.

Jenseits des wissenschaftlichen Nachwuchses, sprich bei der Berufung von Professor*innen, ist der Grad der Internationalisierung noch stark ausbaufähig. Gerade mal 6,4 % beträgt der Ausländeranteil bei Professor*innen. Noch immer sind Berufungsverfahren stark auf Bewerber*innen ausgerichtet, die im deutschen Wissenschaftssystem sozialisiert wurden. Es werden die Empfehlung ausgesprochen Stellen stets international auszuschreiben und verlässliche Karriereperspektiven für ausländische Wissenschaftler*innen zu schaffen „Tenure Track“ sowie die dual carreer Services auszubauen.

Das gesamte Dokument ist hier einsehbar:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7118-18.pdf