Mainzer Zukunftsmodul im MINT-Bereich
Kernidee und Zielsetzung
Das Zukunftsmodul der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zielt darauf ab, Nachhaltigkeitskompetenzen interdisziplinär und handlungsorientiert in die MINT-Studiengänge langfristig zu integrieren. Dafür wurde ein interdisziplinäres Lernangebot konzipiert, das neben naturwissenschaftlichen auch sozial- und kulturwissenschaftliche Inhalte mit dem Fokus auf der Klimawandelthematik aufgreift. Dieses wurde darauf ausgelegt, dass MINT-Studierende ab WiSe 2022/23 in diesem Bereich Credit Points erwerben können. Das Modul besteht aus zwei Lernangeboten:
Vorlesungsreihe Visions for Climate
Bei „Visions for Climate – Eine Ringvorlesung über den Klimawandel“ handelt es sich um eine interdisziplinäre Vorlesungsreihe. Die einzelnen Veranstaltungen werden von Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachgebiete gestaltet, die jeweils in ihrer Vorlesungssitzung ein anderes Nachhaltigkeitsziel der UN thematisieren und somit unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkt setzen. Damit werden verschiedene Gesichtspunkte der Themen Klimakrise, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit beleuchtet.
Projektseminar Klimawandel und Nachhaltigkeit
An diese Vorlesung ist ein Projektseminar angebunden, um ausgewählte Inhalte zu vertiefen und einen Übergang von der Wissens- in die Handlungsebene zu initiieren. In Instruktionsphasen stehen den Studierenden Lerneinheiten zur Verfügung, die den Studierenden neben (inter-)disziplinären Kenntnisse zur Klimawandel- und Nachhaltigkeitsthematik auch Soft-Skills für die Projektarbeit vermitteln. Studierende entwickeln und realisieren in Kleingruppen spezifische Projekte. Die Besonderheit stellt hier die Interdisziplinarität dar, wobei Studierende unterschiedlicher Fachdisziplinen unter Einbringung ihres Fachwissens und ihrer Kompetenzen konstruktiv zusammenarbeiten, um gemeinsame Lösungsansätze für ihr Projekt zu gestalten. Dabei wird der Themenbereich Maßnahmen für Klimaschutz und -gerechtigkeit fokussiert.
Zielsetzung
Die Teilnehmenden des Zukunftsmoduls sollen zu unterschiedlichen Facetten einer
Nachhaltigkeitskompetenz befähigt werden:
• Zukunftsfähiges, vorausschauendes Denken und Handeln, d.h. die Auswirkungen des
eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle
Entscheidungen zu treffen
• Verständnis von aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen
Herausforderungen und Diskursen
• Perspektivwechsel zwischen verschiedenen Zieldimensionen
• Kritische Reflexion von Themen und kreatives Problemlösen
• Gestaltung kollaborativer Projekte unter Einbringung eigener Kompetenzen
• Entwicklung von Projektzielen und Zukunftsvisionen sowie die Kommunikation und Reflexion von Projektergebnissen
Erfolg und Risiken
Erfolge
Mit dem Projekt konnten bereits folgende Erfolge erreicht werden:
Aufbau eines Zukunftsnetzwerks
Einen großen Fokus legt das Zukunftsmodul auf Vernetzung. Dafür wurde ein Zukunftsnetzwerk aufgebaut. Diesem Netzwerk schlossen sich bereits über 40 Akteure aus über 20 verschiedenen Instituten der JGU an. In dem Netzwerk sind Akteure aus allen MINT-Studiengängen der Universität vertreten. Aufbau eines Studierendenbeirats Im Rahmen des Projektes wurde ein studentischer Beirat gegründet, der Feedback zum Konzept gibt und so das Projekt beratend unterstützt. Dieser Beirat trifft sich alle drei Wochen und unterstützt zudem bei der Bewerbung des Zukunftsmoduls.
Durchführung von Wald-Klima-Wanderungen
Eine erste Veranstaltung, die vom Zukunftsmodul bereits im Sommersemester 2022 organisiert wurde, waren Wald-Klima-Wanderungen. Bei dieser Lehrveranstaltung lernten die Studierenden bereits regionale Folgen des Klimawandels kennen. Die Wanderung wurde von einem ausgebildeten Wald-Klima-Botschafter geführt.
Durchführung der Vorlesungsreihe Visions for Climate
Im Wintersemester 2022/23 wurde zum ersten Mal die Vorlesungsreihe „Visions for Climate“ erfolgreich durchgeführt. Diese Vorlesungsreihe bestand aus 14 Vorlesungssitzungen aus jeweils einem anderen Fachgebiet. Dabei waren neben naturwissenschaftlichen auch sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die Klimakrise vertreten. Die Studierenden sollten dabei einen interdisziplinären Einblick auf die Klimakrise gewinnen.
Für die Vorlesungsreihe meldeten sich über 1600 Personen an, davon über 900 Studierende der JGU und über 700 Angestellte der JGU und externe Personen. Auch waren über 400 MINT-Studierende bei der Veranstaltung vertreten.
Risiken
Die erste große Schwierigkeit stellte die Finanzierung des Projektes, vor allem die Finanzierung des Projektkoordinators, dar. Hierfür mussten über unterschiedliche Finanzierungstöpfe Gelder beantragt werden. Dabei wurde das Projekt zu Beginn mit einer Teilfinanzierung gestartet, um dieses zeitnah umzusetzen. Zudem führte die Implementierung des Zukunftsmoduls in die universitären Strukturen zu Problemen. Dies gestaltet sich vor allem schwierig, da es im Allgemeinen keinen überfachlichen Bereich gibt, in dem solche Veranstaltungen verankert werden können, sondern dies abhängig von jedem einzelnen Studiengang ist. Auf diese Weise muss das Modul so gestaltet werden, dass es sich in möglichst viele Studiengänge integrieren lässt. Hierfür wurde ein Baukastenprinzip entwickelt, sodass die einzelnen Bestandteile des Lernangebots besser an die Strukturen angepasst werden können.
Übertragbarkeit
Ein Ziel des Zukunftsmoduls ist es, dass auf Grundlage der wissenschaftlichen Begleitstudie allgemeine Leitlinien entwickelt werden, die eine Übertragbarkeit auf andere Hochschulen ermöglichen. Die Tatsache, dass das Modul mithilfe eine Baukastenprinzips den jeweiligen Bedingungen des Studiengangs angepasst werden kann, schafft eine gute Voraussetzung einer Übertragbarkeit auch auf andere Hochschulen. Diese Leitlinien sollen nach Abschluss der wissenschaftlichen Begleitstudie veröffentlicht werden.
Finanzierung und Ressourcen
Das Projekt „Zukunftsmodul“ wird vom Gutenberg-Lehrkolleg gefördert. Hierbei handelt es sich um ein Gremium der Johannes Gutenberg-Universität, das innovative Lehrprojekte fördert. Weitere finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von der Arbeitsgruppe von Prof. Sebastian Seiffert vom Department Chemie der JGU und der Dres. Göbel Klima-Stiftung. Durch diese finanziellen Mittel konnte eine wissenschaftliche Koordinationsstelle und zwei
Stellen für studentische Hilfskräfte geschaffen werden. Das Projekt ist im Institut für Physik, dem Department für Chemie und dem Fachbereich Biologie verortet.
Nachhaltigkeit und Verstetigung
Das Zukunftsmodul ist darauf ausgelegt, langfristig in den curricularen Strukturen der Hochschule verankert zu werden. Momentan wird das Modul im Wahlpflichtbereich von sieben Studiengängen im MINT-Bereich bereits mit ECTS Punkten anerkannt. Bei weiteren Studiengängen ist eine Verankerung geplant. Zudem wird das Zukunftsmodul fester Bestandteil des für 2024 geplanten Nachhaltigkeitszertifikats der Universität Mainz. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass das Projekt auch über den Förderzeitraum hinaus bestehen bleibt. Die Besonderheit des erwähnten Zertifikates ist dadurch gegeben, dass es mit einem neuen, geplanten Mastermodell verknüpft werden soll, bei dem eine große Anzahl an Fachdisziplinen solche Zertifikate als festen Bestandteil des Studiengangs anerkennen.
Testimonials
„Das Zukunftsmodul ist eine wunderbare Initiative. Es ist eine wesentliche Keimzeile für die Verankerung des Themas „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in der Breite an der JGU. Zugleich zeigt das Konzept vorbildlich das Bildungsverständnis unserer Universität: In multidisziplinärem Miteinander stellen sich Studierende und Lehrende offen und konstruktiv drängenden Fragen unserer Gegenwart, gemeinsam und als echte Co-Creation.“
Univ.-Prof. Dr. Stephan Jolie, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Johannes Gutenberg-Universität
„Der Klimawandel gehört zu den drängendsten Problemen, mit der die Menschheit im laufenden Jahrhundert zu kämpfen hat. Ein Weg aus der Krise ist nur möglich, wenn die Mehrheit der Bevölkerung das grundlegende Problem versteht und dadurch bereit ist, die notwendigen Maßnahmen mitzutragen. An diesem zentralen Punkt setzt das Zukunftsmodul an: dieses möchte herausfinden, wie man dieses Ziel am besten erreicht. Ich kann mir in diesem Zusammenhang kaum etwas Wichtigeres vorstellen.“
Univ.-Prof. Dr. Volkmar Wirth, Professor für Meteorologie an der JGU
„Ich finde es sehr wichtig, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) langfristig in den Strukturen unserer Universität zu verankern. Durch seine interdisziplinäre Natur hat das Zukunftsmodul großes Potential, Menschen zusammenzubringen. Es ist ein großartiger Anfang für mehr BNE an unserer Universität und ich unterstütze es gerne!“
Gretha Boor, Lehramtsstudentin für Biologie und Geographie an der JGU
„Die Klimakrise bedroht unsere menschliche Existenz. Die gute Nachricht ist, dass es noch nicht zu spät und jeder von uns die Möglichkeit hat, einen Teil zur gesellschaftlichen Transformation beizutragen. Wir leben in einer solchen privilegierten Welt, dass jeder sofort damit anfangen kann! Ein Bildungssystem, das Menschen zu Change Agents befähigt, spielt dabei eine Schlüsselrolle und kann als sozialer Kipppunkt einen großen
Einfluss haben. Mit dem Zukunftsmodul versuchen wir dafür einen Beitrag zu leisten und so unsere Uni zu einem Reallabor für eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. „
Timo Graffe, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Physikdidaktik und Koordinator des Zukunftsmoduls an der JGU
Kontakt
Webseite: Zukunftsmodul.uni-mainz.de
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
E-Mail: zukunftsmodul@uni-mainz.de
Timo Graffe (Projektkoordinator)
Staudingerweg 7
55128 Mainz
E-Mail: timo.graffe@uni-mainz.de
Tel.: 061313928576